27.03.2024

Onlinehandel vs. stationärer Handel: Die Umweltbilanz

Diskrepanz: Trotz der wissenschaftlichen Befunde hält die Mehrheit der Kundschaft den stationären Handel für umweltfreundlicher.
Onlinehandel vs. stationärer Handel: Die Umweltbilanz




Onlinehandel vs stationärer handel

Verbrauchswahrnehmung vs. wissenschaftliche Befunde

Obwohl viele Menschen Onlinehandel als umweltschädlicher im Vergleich zum stationären Einkauf wahrnehmen, zeigen wissenschaftliche Studien ein anderes Bild. Patrick Klein von der Universität des Saarlandes und sein Forschungspartner Professor Bastian Popp haben diese Diskrepanz untersucht und herausgefunden, dass der Onlinehandel in puncto Umweltfreundlichkeit oft Vorteile gegenüber dem stationären Handel bietet.

Überall Lieferwagen, Berge aus Pappkartons, Retouren ohne Ende: Der Online-Handel gilt unter Verbrauchern als Umweltsünde. Die Wissenschaft kommt hier aber zu ganz anderen Erkenntnissen: Denn der Handel übers Internet ist, der Wahrnehmung der Kundschaft zum Trotz, nach aktueller Studienlage mehrheitlich umweltfreundlicher als der stationäre Handel.

Wirtschaftswissenschaftler der Universität des Saarlandes haben diese Diskrepanz nun in mehreren Studien herausgefunden und publiziert.

Bastian Popp und seine Kollegen haben in vier aufeinanderfolgenden Studien die Perspektive der Kundschaft auf den Umwelteinfluss der beiden unterschiedlichen Einkaufskanäle untersucht. „Die Ergebnisse zeigen, dass der stationäre Handel im Hinblick auf die ökologische Nachhaltigkeit zu vier verschiedenen Zeitpunkten (vor, während und nach der Corona Pandemie) als signifikant vorteilhafter wahrgenommen wird als der Online-Handel“, so Bastian Popp.

Patrick Klein erklärt, dass die Kundschaft damit einer Fehleinschätzung unterliegt: „Die Ergebnisse unserer Befragungen stehen im klaren Widerspruch zur wissenschaftlichen Literatur, die in der objektiven Bewertung der ökologischen Nachhaltigkeit der Kanäle den Online-Handel mehrheitlich als vorteilhafter hinsichtlich umweltbezogener Aspekte einstuft.“

Die gesamte Studie ist kostenlos hier einsehbar: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/basr.12332

Die wichtigsten Erkenntnisse fassen wir hier zusammen:

Warum Onlinehandel oft nachhaltiger ist

  • Vermeidung von Autofahrten: Kunden, die online einkaufen, vermeiden Fahrten zum Geschäft, was den CO₂-Ausstoß deutlich reduziert.
  • Streckenoptimierung: Paketdienstleister optimieren ihre Routen, um mehrere Lieferungen effizient zu bündeln.
  • Effizientere Energienutzung: Große Verteilzentren verbrauchen oft weniger Energie als viele kleine Ladengeschäfte.

Wahrnehmungslücke und Handlungsbedarf

Die Studie von Klein und Popp zeigt, dass die Umweltfreundlichkeit des Onlinehandels von den meisten Verbrauchern unterschätzt wird.

  • Transparenz: Onlinehändler und Logistikdienstleister sollten ihre ökologischen Vorteile besser kommunizieren.
  • Nachhaltige Initiativen: Stationäre Geschäfte müssen ihre Umweltbilanz verbessern, um im Wettbewerb mit dem Onlinehandel bestehen zu können.

Fazit:

Der Onlinehandel kann im Vergleich zum stationären Handel eine umweltfreundlichere Alternative sein.

Um die Vorteile des Onlinehandels besser zu nutzen und die Umweltbilanz des Handels insgesamt zu verbessern, ist es wichtig, die öffentliche Wahrnehmung zu korrigieren und sowohl Onlinehändler als auch stationäre Geschäfte zu nachhaltigen Praktiken zu motivieren.

Zusätzliche Punkte:

  • Die Studie fokussiert sich auf den Non-Food-Bereich. Die Umweltbilanz im Lebensmittelhandel kann abweichen.
  • Weitere Faktoren wie Verpackung und Retouren beeinflussen die Nachhaltigkeit des Onlinehandels.
  • Verbraucher können durch bewusstes Einkaufen (z.B. Bündelung von Bestellungen, Vermeidung von Retouren) ihren Beitrag zur Ökologisierung des Handels leisten.

Eingetragene Marke © 2024 WebStollen GmbH. Alle Rechte vorbehalten

Prinz-Ludwig-Str. 17, 93055 Regensburg