In der schnelllebigen Welt des E-Commerce wird oft betont, wie wichtig eine blitzschnelle Ladezeit für den Erfolg eines Onlineshops ist.
Doch ist diese Annahme wirklich unumstößlich?
Lass uns einen genaueren Blick auf dieses Thema werfen und einige Argumente betrachten, die zeigen, dass die Ladezeit vielleicht nicht der alles entscheidende Faktor ist, für den sie gehalten wird.
1. Qualität vor Geschwindigkeit
Während eine schnelle Ladezeit zweifellos ein positives Nutzererlebnis fördert, ist sie nicht der einzige Faktor, der Kunden bindet.
Hochwertige Produktbeschreibungen, ansprechende Bilder, ein benutzerfreundliches Design und ein reibungsloser Bestellprozess können eine etwas längere Ladezeit durchaus wettmachen. Wenn Kunden das Gefühl haben, dass sie in einem vertrauenswürdigen Shop mit hochwertigen Produkten einkaufen, sind sie eher bereit, ein paar Sekunden länger zu warten.
Bezüglich der direkten Auswirkungen auf die Rankings ist die Bedeutung der Core Web Vitals und der Ladezeit eher gering. Google hatte in der Vergangenheit schon öfter erklärt, dass die Relevanz der Inhalte wichtiger sei als die technische Leistung einer Website.
Das bestätigte jetzt Martin Splitt von Google in einem neuen Video aus der Reihe „SEO Made Easy“. Darin erklärte er, Google versuche immer, die relevantesten Inhalte anzuzeigen, auch dann, wenn die Page Experience nicht optimal sei. Daher seien die Ladezeit und die Core Web Vitals nicht so wichtig, wie viele denken. Sie seien zwar nicht ohne Bedeutung, aber man sollte sich nicht zu sehr darauf konzentrieren.
2. Zielgruppe und Produktart
Die Bedeutung der Ladezeit kann je nach Zielgruppe und Produktart variieren. Wenn du beispielsweise Nischenprodukte oder Luxusartikel anbietest, bei denen Kunden eher bereit sind, Zeit in die Recherche und Auswahl zu investieren, ist eine superschnelle Ladezeit möglicherweise weniger kritisch.
Im Gegensatz dazu kann bei Shops, die alltägliche Verbrauchsgüter anbieten, eine schnelle Ladezeit wichtiger sein, um impulsive Kaufentscheidungen zu fördern.
3. Mobile vs. Desktop
Die Ladezeit auf mobilen Geräten ist zweifellos wichtiger als auf Desktop-Computern, da mobile Nutzer oft unterwegs sind und weniger Geduld haben.
Eine optimierte mobile Erfahrung ist daher unerlässlich. Allerdings bedeutet dies nicht, dass die Desktop-Ladezeit komplett vernachlässigt werden kann. Eine ausgewogene Optimierung für beide Plattformen ist der Schlüssel.
4. Der Kontext zählt
Die Ladezeit sollte immer im Kontext der gesamten Nutzererfahrung betrachtet werden.
Wenn ein Kunde beispielsweise bereits mehrere Minuten damit verbracht hat, Produkte auszuwählen und in den Warenkorb zu legen, sind ein paar zusätzliche Sekunden beim Laden der Checkout-Seite möglicherweise weniger störend.
Es ist wichtig, die Ladezeit an den entscheidenden Punkten der Customer Journey zu optimieren, anstatt sich blind auf absolute Zahlen zu konzentrieren.
5. Technische Einschränkungen
Manchmal können technische Einschränkungen oder Budgetbeschränkungen eine ultraschnelle Ladezeit verhindern. In solchen Fällen ist es wichtiger, sich auf andere Aspekte der Nutzererfahrung zu konzentrieren und sicherzustellen, dass der Shop zumindest eine akzeptable Ladezeit bietet.
Eine transparente Kommunikation über mögliche Verzögerungen kann ebenfalls dazu beitragen, das Vertrauen der Kunden zu erhalten.
Fazit
Die Ladezeit eines Onlineshops ist zweifellos ein wichtiger Faktor für ein positives Nutzererlebnis.
Warum sich so viele Website Betreiber darauf fokussieren liegt auf der Hand: Die Ladezeit kann objektiv gemessen werden, Bemühungen zu diesem Thema sind leicht nachvollziehbar. Auch die Maßnahmen, um die Ladezeit zu verbessern sind prinzipiell allgemein bekannt und erfordern kein besonderes KnowHow, weshalb sich viele SEO Berater auch darauf stürzen, sie benötigen kaum tiefgreifendes Wissen oder besondere Ausbildung. Die Beurteilung und Messung von Qualität und Relevanz eines Inhalts zu einem Thema schon viel komplexer und die Erfolge können nicht so einfach kurzfristig sichtbar gemacht werden
Die Performance ist also nicht der einzige Faktor, der über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Eine ganzheitliche Betrachtung der Customer Journey, eine Fokussierung auf Qualität und eine ausgewogene Optimierung für verschiedene Plattformen sind entscheidend, um Kunden langfristig zu binden und erfolgreich zu sein.